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Ein kleines Öl-Lexikon




Öl
Sammelbegriff für alles was wir in Motor, Primär, Getriebe und Telegabel schütten und was jemals in Kraftmaschinen hineingeschüttet wurde.
Das waren zu Beginn der Motorisierung noch hauptsächlich pflanzliche Öle wie z.B. Rüb- o. Rapsöl, Olivenöl und Rizinusöl. Letzteres wurde, wg. seiner excellenten (auch heute noch!) Schmiereigenschaften und Nichtmischbarkeit mit Benzin, in den hohe Ansprüche an das Schmiermittel stellenden Umlaufmotoren der WWI Flugzeuge verwendet. Auch später wurden mineralische Öle noch mit Beimischungen von Rizinusöl zur Verbesserung der Schmiereigenschaften angereichert (angefettet). Ein bekannter Vertreter dieser Sorte Öle ist etwa das auch heute noch erhältliche Castrol „R (40)“. Ab den 20er Jahren wurden die pflanzlichen Öle zunehmend durch mineralische Öle ersetzt, zu jener Zeit noch durch einfache Destillation gewonnene Fraktionen, ohne Leistungsverbessernde Zusätze. Erste Beimischungen zur Verbesserung der Öleigenschaften erfolgten in den USA in den 30er Jahren, wobei sowohl zivile Firmen als auch, wie anders, das Militär hinter den Untersuchungen standen. Natürlich leistete auch der 2. Weltkrieg der Entwicklung hochwertiger Öle Vorschub. Flugzeugmotore zunehmend hoher Leistung wie auch Landfahrzeuge (LKW u. Panzer) im Einsatz bei Temperaturen von -40 - +50 °C verlangten den Einsatz von Höchstleistungsölen. 1938 begann man in Deutschland mit der Entwicklung synthetischer Öle. Es gab zu dieser Zeit allerdings keine verbindlichen Maßstäbe zur Messung von Öleigenschaften, diese wurden erstmals 1947 durch das American Petroleum Institute geschaffen. Zuvor wurden Öle in vielfältig verschiedenen Prüfmotoren auf ihre Eigenschaften untersucht. Ab etwa Mitte der ’50 (1950er )ging man anstelle der Beschreibung der Öleigenschaften zur Klassifizierung der Öle über ihre Einsatzbedingungen über. Etwa zur gleichen Zeit entstanden die ersten HD-Öle (nicht für Harley-Davidson, sondern für Heavy Duty stand das! ) und Longlife-Öle. Longlife hieß Ölwechselintervalle von 5000-8000km, im Gegensatz zu den vorher üblichen 2000-3000km. Nicht zu vergleichen mit den Leistungen heutiger Longlifeöle von 20000-30000km, und das bei sehr viel höheren Motorleistungen und –beanspruchungen. Mit den immer höheren Leistungen und Beanspruchungen der Motore wuchs auch der Bedarf an hochwertigen Ölen. Nicht ganz langsam entwickelte sich das Öl vom reinen Destillat/Raffinat zu einem Mix aus Grundöl und div. Zusätzen (Additiven) zu dem, was wir heute in unsere Motore füllen. Im alten Jargon müßte das wohl “Extreme Duty, Extreme Longlife, Extreme Pressure, Extreme Wear Reduced, Extreme Viscosity, Extreme…Oil“ heißen.
20W50 nennen wir das „normale“, für H-D-Motore geeignete Öl, alles andere ist drin (hoffentlich). Das gilt so natürlich, anders zusammengesetzt, auch für Getriebe- und Gabelöle.

Mineralische Öle:
aus einem mineralischem Grundöl und 0 bis zu 25++ % Additiven komponiertes Öl. Wg. der Menge und Vielzahl der, einander oft entgegenwirkenden Additive, keine leichte Aufgabe für die Ölentwickler. So ist dann eben nicht jedes beliebige Öl an jeder beliebigen Schmierstelle einsetzbar.

Synthetische Öle:
Das (mineralische) Ausgangsöl wird in seine Bestandteile zerlegt und in gewünschter Art wieder zusammen gesetzt (synthetisiert). Dies ergibt eine Basis (synthetisches Grundöl) mit immer wieder den gleichen Eigenschaften, außerdem den von vornherein gewünschten solchen. Synthetische Öle zeichnen sich durch (bereits im synthetischen Grundöl vorhandene) große Viskositätsspanne, excellente Schmierfähigkeit, bessere und zumeist höhere (als bei mineralischen Ölen) Waschaktivität aus. Damit kann der Anteil der VI-Verbesserer, Detergentien und Reibwertverminderer verringert werden, bzw. das Öl ist bereits ohne die genannten Additive einsetzbar (betrifft z.B. Reibwertverminderer, praktisch nicht eingesetzt in synthetischen Ölen, sehr zur Freude der Ölbad-Kupplung . Was aber nicht bedeutet, daß man jedes beliebige synthetische Autoöl passender Viskosität in den Motor oder Primärtrieb schütten kann. ).

Detergents:
Detergentien halten die, die Säure neutralisierenden, Komponenten im Öl löslich. Sie sind normalerweise basisch und reagieren mit den während des Verbrennungsvorganges gebildeten starken Säuren (wie z.B Schwefel- u. Salpetersäure). Basische Detergentien neigen zu Aschebildung, ein zu hoher Anteil daran ist schädlich für den Motor. Neutrale Detergentien erhöhen zudem Korrosionschutz, Verschleißschutz u. Hochdruckfestigkeit des Öles.
Eingesetzte Komponenten sind z.B. Sulphonate (Natriumsulphonat, Kalziumsulphonat, Magnesiumsulphonat…Sulphonate auf Basis von Erd-Alkali Metallen), Naphtaline …

Dispersants:
Dispersants halten Verbrennungsprodukte, wie z.B. Ruß, in Schwebe und verhindern so die Ablagerung als Schlamm oder “Lack” (im Bereich der Kolbenringe, bei hohen Temperaturen, bilden sich lackartige Ablagerungen, die zum Klemmen/Stecken der Kolbenringe und damit zu mangelhafter Abdichtung führen können).
Dispersants verschleißen/verbrauchen sich, ein Grund für regelmäßige Ölwechsel, speziell bei hohen Belastungen.
Verwendete Chemikalien z.B. PolyIsoButen


Antioxidants:
Antioxidants verzögern oder verhindern den Oxidations bzw. Zersetzungsprozess normalen Öles, das hohen Temperaturen und Luft ausgesetzt ist. Aus der Ölzersetzung resultiert ein Eindicken des Öles mit zunehmendem Alter sowie die Bildung von Gummi- und Lackartigen Substanzen, außerdem führt sie zu einer Säureerhöhung. Einige Antioxidantien wirken bei Temperaturen oberhalb 100°C als Metallpassivatoren. Ein Beispiel dafür ist ZDTP. (ebenfalls ein Metalldeaktivator ist N,N‘ - Disalicylidene- 1,2-diaminopropane ??)

Antifoamadditive:
Nichts anderes als die berühmten Schaumbremsen. Ölschaum führt zu Mangelschmierung, da er praktisch nicht von Ölpumpen gefördert werden kann und die zu benetzenden Oberflächen gleichzeitig auch Gasblasen ausgesetzt sind. Besonders betroffen sind z.B. Getriebe, die Öl stark aufschäumen können, aber natürlich auch Motore.
Substanzen: Silicon Polymere (niedrige Konzentration)

Stockpunkterniedriger:
In Mineralölen sind Paraffine enthalten, die bei niedrigen Temperaturen auskristallisieren und die Viskosität des Öles erhöhen. (Vielen bekanntes Beispiel ist vielleicht das Verhalten von Dieselöl bei sehr niedrigen Temperaturen. Auch hier kristallisieren Paraffine aus, machen das Dieselöl dickflüssig und verhindern seine Förderung. Als „Stockpunkterniedriger“ wurde hier früher ein Anteil von Benzin eingesetzt).
Eingesetzt werden Polymethylacrylat und Olefin-Derivate

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Welches Öl kommt ins Motorrad ?

Am Beispiel einer Buell ;-)
im Auszug, ist von C. B., Buell-Fahrerin, Shellmitarbeiterin...

Guckt ihr hier:

"Wir haben sowohl ein 50-er Einbereichsöl im Angebot, als auch ein von Ducati und Harley heissbegehrtes 15W50. Beim 15W50 haben wir viel Wert gelegt auf ein recht vernünftiges (in Rahmen bleibendes) Waschverhalten, weil wir ja mit Ducati und HD zusammen entwickelt haben, und deren sagen wir "individuelles" Motorenbauverhalten kennen . Die Entwicklung des 15W50 hat 2 Jahre, die des 50-er hat 1 Jahr gebraucht...nun gut, ein gutes Pils braucht auch seine Zeit.

Einsatzempfehlung seitens Labortest Shell: VSX4 (teilsynth) 15W50 oder 20W40 / Ultra 4 (vollsynth) 15W50

Diese Viskoklassen haben sicher auch andere Hersteller im Sortiment.

Autoöl in die Buell?
In unseren Betriebsanleitungen haben wir es gesehen: ein Dieselöl kann genommen werden, wenn nichts anderes zur Hand ist. Aber vorsicht!!! Die Handbücher stammen aus USA. Dort sind die Öleinsatzgebiete (schon durch die unterschiedlichen Fahrweisen und Qualitäten) nicht mit dem deutschen Markt zu vergleichen. Also, folgender Hintergrund.

Moderne Autoöle (auch Dieselöle) enthalten sogenannte Reibwertverminderer (friction modyfier). Denn in einem Autoöl will man keinerlei Reibung und hat dort auch ganz andere Drehzahlen (im Normalfall, gilt natürlich nicht für Volker Schirmer) und somit auch ganz andere Belastungen für das Öl. Angefangen von der erhöhten thermischen Belastung im Motorrad, über die viel stärkere Scherung des Öls, bis hin zu wirklich vielen kleinen essentiellen technischen Details, man sollte die Finger von Autoölen lassen. Im Getriebe erst recht (rutscht durch, rupft, klebt, greift nicht). Also, wer sich eine Buell leisten kann, dann noch schick umbaut, mit Liebe poliert etc., der sollte am Herzblut der Maschine (=Öl) nicht sparen. Motorradöle sind speziell entwickelt und sind es in der Regel Wert.

Ölfilter:
Es gibt die hübschen grossen Ölfilter. Da geht eine Menge Öl rein. Und das strömt da so schön. Also, rüstet (schon aufgrund der geringen Ölmenge in den Buells) gern auf die grossen Ölfilter um, das hat sich in unseren Tests als positiv herausgestellt. Buell Vertragshändler Eures Vertrauens beraten Euch gern.

Einfahren:
Neumaschinen mit einem mineralölbasischen Öl für 1000 km. Dann Umstellung auf ein teilsynthetisches Öl. Dann ggf. Umstellung auf ein vollsynthetisches Öl.

Motoreinfahren ist auch direkt mit teilsynthetischem Öl möglich, wobei sich die „vorsichtig-wenig-drehzahl-einfahr-phase“ die wir alle so lieben, dann auf 1500 km mindestens verlängert.

Nach dem Einlauföl kann auch direkt auf ein vollsynthetisches Öl gewechselt werden, dann bitte abermals eine Einfahrphase von 500 -800 km mindestens (1000km + 500 bis 800km) beachten.

Lange mit mineralölbasischem Öl oder fettem Einbereichsöl gefahrene Maschinen bitte bei einer Umstellung auf voll- oder teilsynthetisches Öl folgendermassen lieb behandeln:

Öl wechseln / Ölfilter wechseln (gleich 2 Ölfilter bestellen) / Ölverlust kontrollieren / 500 - 800 km Drehzahlarm und dennoch längere Strecken fahren (muss warm aber nicht heiss werden) / Öldeckel auf Schlamm und Geruch (Plastik, verbrannt) überprüfen (=Auswaschungseffekt) / Auffüllmengen ausschliesslich mit dem neuen Öl / nach den 500 - 800 km abermals Ölfilter wechseln (damit die Auswaschungsmengen nichts verstopfen). Von da an viel Freude am Fahren.

Bei Ölfragen:
www.shell-advance.de
Nicht unerwähnt bleiben sollen unsere lieben Mitbewerber:

Castrol (zugehörig zur ARAL BP Veedol Castrol Gruppe),
BelRay (auch Harleyöl genannt),
Q8 (die Schweitzer mischen auch mit),
Motorex (nur von Ketzern MotorEx genannt) abenfalls aus dem Ausland,
Harley-Original-Oils (eine gelungene Mischung aus BelRay und von Harley eingekauftem Öl, welches leider manchmal mehr schäumt als Clementine),
Elf-Moto (Motorradöl-linie der Total-Fina-Elf-Gruppe),
Silkolene (ein Produkt von ehemals DEA, nun Fuchs),
Aral (mit Helmablage auf dem Klo),
Motul (selten so kostengünstiges Öl gesehen, aber Frauen aus Russland sind ja manchmal auch günstig zu haben),
und und und.

Generell kann ich sagen: Abgesehen von den ganz billigen, machen vorgenannte Produzenten ein wirklich passables Motorradöl. Dass Harleyöl ggf. manchmal schäumt und BelRay ggf. manchmal reisst, ist auch allen klar in unseren Buells. Aber sonst ist wirklich nichts an allen auszusetzten. Aber bitte KEIN AUTOÖL. )

mit freundlichen Gruessen / best regards
Shell & DEA Oil GmbH
ADVANCE Motorcycle Oils
Sales Germany
phone: +49 (0)40 3003-8807
fax: +49 (0)40 3003-7120
Tel.: 01805-6324-41
www.shell-advance.de


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